Finanzwissenschaftliche Strategien für bessere Aktienrenditen
Wie kann ich finanzwissenschaftliche Erkenntnisse für meine Aktieninvestments nutzen?
Seit den 1960er Jahren gibt es eine große Anzahl wissenschaftlicher Forschungen darüber, was die Renditen bei Aktieninvestments antreibt. Die erwarteten Renditen hängen von den aktuellen Marktpreisen und den erwarteten zukünftigen Zahlungsflüssen ab. Anleger können höhere erwartete Renditen erzielen, wenn sie ihre Aktienportfolios entlang der folgenden Dimensionen strukturieren:
- Unternehensgröße (Marktkapitalisierung)
- Relativer Preis (Kurs-Buchwert-Verhältnis)
- Profitabilität (Betriebsergebnis/Eigenkapital)
Unternehmensgröße
Maßstab für die Unternehmensgröße ist die Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft (Marktkapitalisierung = Anzahl der ausgegebenen Aktien x aktueller Kurs der Aktie).
Die Finanzwissenschaft hat hier herausgefunden, dass in einer Periode von Juni 1927 bis Dezember 2022 kleine Unternehmer (sog. Small Caps) häufig besser performt haben als große Unternehmen (sog. Large Caps). Als Referenzindizes wurden der „Dimensional US Small Cap Index“ für kleine Unternehmen und der „S&P 500 Index“ für Großunternehmen herangezogen.
Bei einer Haltedauer von einem Jahr übertrafen die Kursentwicklungen der Small Caps die der Large Caps in 56 % der Zeit. Erweiterte man die Haltedauer für den o.g. Betrachtungszeitraum auf 5 bzw. 10 Jahre, dann übertreffen die Kleinen die Großen sogar in 60 % bzw. 69 % der Zeit.
Relativer Preis
Der relative Preis einer Aktie bemisst sich nach dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (kurz KBV = Kurswert der Aktie / Buchwert der Aktie). Ein niedriges KBV stellt demnach einen relativ günstigen Preis dar, während ein hohes KBV einen relativ teuren Preis der Aktie widerspiegelt. Aktien mit einem relativ niedrigen KBV werden auch als sog. Value-Aktien bezeichnet. Aktien mit einem hohen KBV werden auch als sog. Growth-Aktien bezeichnet.
Auch für die Performance von Value- und Growth-Aktien hat die Wissenschaft etwas herausgefunden. Und zwar wurde hier u. a. ein Zeitraum von Juni 1926 bis Dezember 2022 untersucht. Als Referenzindizes wurden für die Value-Aktien der „Fama/French US Value Research Index“ herangezogen und für die Growth-Aktien der „Fama/French US Growth Research Index“.
Bei einer Haltedauer von einem Jahr übertrafen die Kursentwicklungen der Value-Aktien die der Growth-Titel in 60 % der Zeit. Erweiterte man die Haltedauer für den o.g. Betrachtungszeitraum auf 5 bzw. 10 Jahre, dann übertrafen Value-Titel die Grwoth-Aktien in 70 % bzw. 79 % der Zeit.
Profitabilität
Die Profitabilität eines Unternehmens wird bestimmt, indem man das Betriebsergebnis durch das Eigenkapital dividiert. Je größer das Ergebnis, desto profitabler das Unternehmen.
Auch hier wurde für einen Zeitraum von Juli 1963 bis Dezember 2022 untersucht, welche Aktien sich besser entwickelt haben; die von profitablen Unternehmen oder die von Unternehmen mit geringer Profitabilität. Als Referenzindizes wurden für Unternehmen mit hoher Profitabilität der „Fama/French US High Profitability Index“ herangezogen und für Unternehmen mit geringer Profitabilität der „Fama/French US Low Profitability Index“.
Bei einer Haltedauer von einem Jahr übertrafen Kursentwicklungen der Aktien von profitablen Unternehmen in 66 % der Zeit die der Unternehmen mit geringer Profitabilität. Erweiterte man die Haltedauer für den o.g. Betrachtungszeitraum auf 5 bzw. 10 Jahre, dann übertrafen profitable Unternehmen weniger profitable 82 % bzw. 92 % der Zeit.
Fazit
Mit den Aktien von kleinen Unternehmen (sog. Small Caps) erzielte man in der Vergangenheit häufiger eine bessere Rendite als mit Aktien von Großunternehmen (sog. Large Caps).
Ähnlich sah es in der Vergangenheit beim Vergleich von Value-Aktien und Growth-Aktien aus. Mit den Value-Titeln erzielte man häufiger bessere Renditen als mit den Growth-Titeln.
Außerdem zeigt die Finanzwissenschaft, dass man in der Vergangenheit häufig bessere Rendite mit den Aktien profitabler Unternehmen erzielt hat als mit Aktien von Unternehmen geringer Profitabilität.
WICHTIGER HINWEIS
Ist das immer so? Ganz klar: NEIN! Es gab in der Vergangenheit auch Zeiträume, in denen es genau anders war. Nur waren diese weniger häufig.
Ist das eine Garantie für die zukünftige Entwicklung an den Aktienmärkten? Auch hier ein ganz klares NEIN! Die Vergangenheit kann nicht auf die Zukunft übertragen werden.
Aber: Die Möglichkeit, dass die o.g. Zusammenhänge auch in der Zukunft funktionieren, ist gegeben.
Dieser Artikel stellt KEINE Anlageberatung dar!!!